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------------ Astronomie in Zeiten des Coronavirus ------------

ISS Solartransit

Bericht von Dr. Thomas Kunzemann, 26. April 2021

Im ISS Transit Finder, einer App die berechnet von wo aus und wann man Transite der ISS (International Space Station) über die Sonne oder den Mond beobachten kann, habe ich vor einiger Zeit ein vielversprechendes Ereignis gefunden. Am 23.April um 11h27 Uhr sollte die ISS die Sonne überqueren. Die Zentrallinie des Transits verlief durch die Ortschaft Hüde am Dümmersee. Da der Transit gegen Mittag stattfinden sollte, war die ISS zu der Zeit auf dem Punkt ihrer Bahn, der dem Beobachtungspunkt am nächsten, nämlich nur 598,17 km, entfernt lag. Daraus resultierte ein Winkeldurchmesser von 46,19 Bogensekunden.



Allerdings waren die Wetterprognosen für den Tag nicht sehr optimistisch. Es sollte teilweise bewölkt werden. Dennoch lud ich am Vorabend meine Ausrüstung ins Auto und hoffte auf gutes Wetter. Am Morgen des 23. April war es zuerst vollkommen bedeckt. Gegen ???h00 lockerte die Bewölkung auf und meine Frau und ich fuhren los mit dem Hintergedanken, dass ein Spaziergang am Dümmersee ja auch ganz schön sei.

In Hüde hatte sich die Bewölkung weitestgehend aufgelöst, so dass ich mein Teleskop auf dem Parkplatz aufbaute. Die Koordinaten des Beobachtungsplatzes dokumentierte ich mit einem Foto des Navigationsgerätes im Auto. Der ISS-Finder wies eine Distanz von nur 840 Metern zur Zentrallinie aus.





Während des Aufbaus kam eine Passantin auf mich zu und fragte, was ich da täte. Auf meine Antwort, dass hier gleich die Internationale Raumstation vor der Sonne vorbeifliegen würde und ich das fotografieren wolle, fragte sie nur ungläubig zurück: “Und das kann man sehen?“ und ging weiter.

Die Ausrüstung zur Beobachtung bestand aus zwei 2 Refraktoren, die von einer Vixen GPDX Montierung getragen wurden. Am Vixen NA 140 Teleskop mit 140 mm Öffnung und 800 mm Brennweite, die mit einem Telekonverter auf 1600 mm verdoppelt wurde, befand sich als Aufnahmegerät eine Canon EOS 6D und zur Lichtabschwächung ein Objektivfilter mit Mylarfolie ND5. Anstelle der Gegengewichte hatte ich an der Deklinationsachse einen weiteren Refraktor mit 480 mm Brennweite und 80 mm Öffnung montiert. Das Sonnenlicht wurde hier mit einem Herschelkeil und  einem Solar Kontinuum Filter abgeschwächt. Als Aufnahmesensor diente hier eine Planetenkamera QHY 5 III 462.

Das Fokussieren gestaltete sich im Display der Spiegelreflexkamera schwierig, da das Bild vom hellen Tageslicht stark überstrahlt wurde und das Display auch nicht drehbar ist, so dass eine gewisse Astrogymnastik nötig ist, um das Display bei zenitnaher Position des Fernrohres zu sehen. Zum Einstellen der Planetenkamera hat sich eine Blende über dem Monitor des Laptop (der weiße Kasten auf dem Tisch) bewährt.

Pünktlich zur vorausberechneten Zeit kam die ISS. Ca. 30 Sekunden vorher startete ich zunächst die DSLR und anschließend die Planetenkamera und konnte mit beiden Geräten ein Video des Transits aufnehmen.
Es kamen zwei Fernrohre zum Einsatz, da die DSLR das ganze Sonnenbild zeigt, aber die Auflösung nicht so gut ist. Die Planetenkamera bietet zwar eine bessere Auflösung, aber die Brennweite des Refraktors ist zu groß für den Aufnahmechip, so dass nicht die ganze Sonne abgebildet wird. (Ein Reducer ist bereits bestellt.) Nach dem Abbau der Ausrüstung gingen wir am Dümmersee spazieren, und es gab noch ein Fischbrötchen zum Abschluss.

Zuhause wurden aus den Videos mit den Programmen Canon Foto Professional und Prism Video Konverter Einzelbilder extrahiert. Die Bilder der Planetenkamera mussten wegen des Herschelkeils gespiegelt werden. Danach wurden die Fotos mit Registax geschärft und mit Fitswork in Schwarzweißbilder im JPEG-Format umgewandelt. Gerold Holtkamp hat die Fotos anschließend zu GIF Animationen zusammengefügt.


ISS Transit mit der Canon EOS 6D


ISS Transit mit der Planetenkamera


Einzelaufnahme (Ausschnitt) des ISS Transits mit der Planetenkamera





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