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Naturwissenschaftlicher Verein Osnabrück:

Anleitung zum Austausch der Polsucherstrichplatte

von Lothar Tryta

 

Dauer der Durchführung: ca 45 min.

 

1 Einleitung, Vorbereitungen, Material und Werkzeugliste

 

1.1 Einleitung

Es ist inzwischen bekannt, dass sich Sterne in Galaxien bewegen, so auch in der Milchstraße. Man kann also nicht mehr vom Fixsternenhimmel sprechen. Die Bewegungen, die die Sterne vollführen sind unter dem Oberbegriff „Eigenbewegungen” bekannt. Dies gilt auch für den Polarstern.

So hat es zur Folge das die Strichplatten für den Polsucher nur für eine gewisse Zeit gültig sind und von Zeit zu Zeit ausgetauscht werden müssen. Wesentlich stärker aber trägt zur Verschiebung die Präzession der Erde bei, was auch zur Folge hat das in früheren Zeiten alle 50 Jahre neue Sternkarten erstellt werden mussten. Parallaktische Montierungen verfügen in vielen Fällen über in die Rektaszensionsachse eingebaute Polsucherfernrohre. Dies ist vor allem bei dem Hersteller Vixen üblich, lässt sich aber auch bei Nachbauten oder anderen Herstellern finden. Der folgende Text enthält eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Bildern um den Austausch selbst ohne Komplikationen ausführen zu können.

 

1.2 Vorbereitungen

Bevor man sich um den Aus- und Einbau der Strichplatte kümmert, sollte man ein paar Vorkehrungen treffen, welche die Arbeit erleichtern und dafür sorgen, dass Beschädigungen vermieden werden können.

Als erstes sollte jegliche Optik von der Montierung genommen werden. Danach erst sollte das Gegengewichtung und dann die Gegengewichtsstange demontiert werden. Die Deklinationsknaufe sollten ebenfalls entfernt werden, weil sie nicht benötigt werden und möglicherweise störend sein können. Bitte auch alle Stecker von eventuellen Motoren entfernen, da sie es möglicherweise verhindern überhaupt in Horizontnähe zu schwenken.

Schaut man nun durch den Polsucher auf ein horizontnahes Objekt, wie z.B. einen Strom- oder Mobiltelefonmast, und dreht die Montierung um die Rektaszensionsachse, fällt auf, dass sich das Objekt kreisförmig bewegt. Das Sucherteleskop kann aus mechanischen Gründen nicht auf die mechanische Achse der Montierung justiert werden. Somit ist diese Kreisbewegung zu vernachlässigen, da irrelevant weil es nur auf die Position der Markierungen auf der Strichplatte ankommt. Die Lage der Strichplatte, die Polhöhe sowie alle anderen zur Ausrichtung benutzen Markierungen verlieren ihre Gültigkeit sobald die Strichplatte ausgebaut wurde. Daher muß nach dem Wiedereinbau auch alles neu eingestellt werden, was im Folgenden an der betreffenden Stelle beschrieben wird.

 

1.3 Material- und Werkzeugliste

 

 

Wichtig: Unbedingt auf einem Tisch, nicht auf dem Stativ arbeiten! Auf gute Beleuchtung achten! Das Werkzeug bitte vorher auf dem Arbeitstisch griffbereit legen!

 

 • Imbusschlüssel 1,3mm

 • kleiner Uhrmacherschraubendreher, Schlitz

 • kleine Wasserpumpenzange, Schenkel mit Isolierband abkleben um keine Kratzer zu hinterlassen

 • spitze, gewinkelte Pinzette

 • Lupe oder Lesehilfe

 • kleine Taschenlampe (LED?)

 • kleine Blech (ca 25 x 15 x 0,5 mm) zum Lösen des Halterings

 • Optikreiniger (z. B. Blasebalg / Durckluft) bereitstellen

Bei einigen älteren Montierungen bzw anderen Herstellern als Vixen kann anstelle eines Imbusschlüssels ein Schlitzschraubendreher benötigt werden.

 

2 Ausbau der Strichplatte

1. Man lege die Montierung wie vorbereitet flach auf den Arbeitstisch, so dass man das Okular herausschrauben kann, was man im Folgenden dann auch tut.

2. Als nächstes muss man die Madenschrauben, welche den Haltering fixieren, lösen, aber nicht entfernen! Hierzu drehe man die Montierung so, dass das Polsuchfernrohr senkrecht zum Arbeitstisch zeigt, so dass nach dem Lösen der Schrauben nichts herausfallen kann. Unbedingt darauf achten, dass die Schrauben nicht entfernt werden, da sie sonst verloren gehen könnten.

3. Mit der Pinzette greift man nun die Fassung der Strichplatte um sie herauszunehmen und legt dann die Montierung flach auf den Tisch. Sie wird für die nächsten Schritt nicht weiter benötigt.

4. Mit der Wasserpumpenzange die Fassung vorsichtig festhalten, damit nun mit dem Blechstreifen den oberen Haltering abschrauben kann. Dieser Ring hält die Strichplatte fest.

5. Um die alte Strichplatte aus ihrer Fassung entfernen zu können drehe man diese auf den Kopf, so dass die Strichplatte herausfallen kann.

 

3 Einbau der neuen Strichplatte

1. Die Fassung muss nun wieder umgedreht werden damit man mit der Pinzette die neue Strichplatte einsetzen kann.

2. Es sollte darauf geachet werden, dass die Strichplatte so eingesetzt wird, dass Strich senkrecht verläuft und das Viereck sich links neben dem Strich befindet.

3. Nun wird der obere Haltering mithilfe des Blechstreifens wieder in die Fassung geschraubt um die Strichplatte zu fixieren.

4. Es ist ratsam nun die Strichplatte mit dem Blasebalg oder Druckluft von beiden Seiten kurz anzublasen um möglichen Staub zu entfernen, da dies nach der Justierung nicht mehr möglich ist.

5. Als nächstes nimmt man nun die Montierung zur Hand und zwar so, dass das Polsuchfernrohr wieder senkrecht zum Arbeitstisch zeigt. Dies ist wichtig damit man mit der Pinzette die Fassung ohne zu verkanten in den Polsucher einführen kann. Auf diese Weise bleibt die Fassung auch liegen bis die Madenschrauben wieder angezogen worden sind.

6. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Fassung nun so in den Polsucher eingebaut ist, dass der senkrechte Strich in Richtung der Gegengewichtstange zeigen wird. Auf diese Weise wird in der Nacht dann eine Grobausrichung an der Gegengewichtsstange in Richtung des Sternbild Cassiopeia ermöglicht.

7. Als vorletzten Schritt ziehe man die Madenschrauben an um die Fassung zu fixieren; aber nicht zu fest, um den Kunststoff nicht zu beschädigen.

8. Als letztes wird das Okular wieder eingeschraubt.

 

4 Justierung des Polsuchers

1. Dazu setzt man die Montierung wieder auf das Stativ.

2. Man schaue nun durch das Okluar des Polsuchers. Falls nichts zu sehen ist, drehe man die Deklinationsachse bis man etwas sieht. Einige Montierungen (z.B. Vixen SPdx) verfügen über eine durchbohrte Deklinationsachse.

3. Aus der Vorbereitung befindet sich die Polhöhe noch auf Horizontniveau. Um nun den Polsucher justieren zu können bedient man sich wieder eines Strom- oder Mobiltelefonmasts. Dieser sollte mit dem Okular scharf gestellt werden.

4. Mit Hilfe der azimutalen Verstellschrauben und der Polhöhe wird das mittlere Fadenkreuz auf die Mastspitze justiert.

5. Man drehe nun den Rektaszensionskopf um 180° und schaue durch den Polsucher. Das Fadenkreuz befindet sich nun in einem gewissen Abstand zur Mastspitze. Die Hälfte dieser Entfernung ist der Punkt auf den die Rektaszensionachse zeigt. Unter Verwendung der Madenschrauben, welche zum Ausbauen der Fassung gelöst werden mussten, wird nun die Strichplatte auf diesen Punkt bewegt. Mit den Azimutschrauben muss nun wieder die Mastspitze eingestellt werden.

6. Schritt 5 wird nun so oft wiederholt bist das Fadenkreuz auf der Mastspitze nach der Drehung fixiert bleibt. Was man also tut ist, die Strichplatte innerhalb der Bildebene des Polsucherfernrohr zu verschieben.

 

5 Justierung der Datums- und Uhrzeitskalen zur Strichplatte

1. Hierzu wird zu erst der Strich mit der Polmarkierung senkrecht nach unten über Drehen der Rektaszensionsachse gestellt. Durch Anziehen der Rektaszensionsklemmen wird diese Position nun fixiert.

2. Durch die Polhöhenjustierschraube wird nun die Mastspitze an den unteren Okularrand bewegt. Im Idealfall folgt nun die Mastspitze dem senkrechten Strich. Sollte dies nicht der Fall sein, so kann mit der Rektaszensionschraube (bei nächtlicher Beobachtung für die Nachführung verwendet) der Strich auf die Mastspitze gedreht werden.

3. Man stelle die Datumsskala auf den 16.Oktober um 01Uhr ein. Zur angebenen Zeit an diesem Datum steht der Polarstern genau im Meridian.

4. Um den Markierungstrich der Längengradkorrekturskala anzupassen, löse man die Madenschraube (die sich 180° gedreht gegenüber des Markierungsstrichs befindet) und drehe diesen auf Null. Danach kann die Schraube wieder angezogen werden.

5. Damit ist das Polsucherfernrohr wieder justiert.




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